Die Idee zu diesem Blog über Gemeinschaft und den Rest der Welt hatte ich, als ich mal nicht in dem „Ökodorf“ war, in dem ich seit 2007 lebe, sondern in Berlin. Ich habe dort auf einer Messe gearbeitet und eine Arbeitsgemeinschaft von Filmschaffenden vertreten.
Mir ging es nicht besonders gut, und da der Umgang untereinander in meinem Messe-Alltag ganz anders war als in meiner Gemeinschaft zu Hause – viel weniger herzlich und ehrlich zum Beispiel – und da die Menschen auf der Straße viel unglücklicher und oberflächlicher wirkten als daheim, und da ich rundherum völlig ungewohnt von einem unangenehmen Konsumdruck umgeben war, lag nahe zu behaupten:
In Gemeinschaft geht es mir viel besser als in der Mainstream-Gesellschaft.
Und weil „Gemeinschaft“ so gar nicht auftaucht im großen Geschrei nach Alternativen, Konsequenzen, Lösungen zu den Problemen, beschloss ich, darüber mal einen Blog anzufangen. Ich glaube nämlich tatsächlich, dass die Lebensart, die wir in unserem „Ökodorf“ oder in Gemeinschaften entwickeln, langfristig funktionieren könnte – für alle. Ja, ich weiß: Da wird es viiiel zu erklären und zu berichten geben. Das muss mir an dieser Stelle noch niemand glauben.
Ein weiterer Grund dafür, jetzt mit diesem Blog zu beginnen, war, dass demnächst so etwas Ähnliches wie ein Gemeinschaftsversuch als Werbeumfeld in Privatfernsehen ausgeschlachtet werden soll: „Newtopia“ am 23. Februar auf Sat1. Das hat mich motiviert, denn Gemeinschaft gibt es ja, wie gesagt, auch in echt, es ist höchst interessant und bietet meiner Meinung nach unendliche Entwicklungschancen. Darüber geht es in den Büchern und Filmen, die ich herausgebe und vertreibe, insbesondere in „Öko Dorf Welt“ und im „eurotopia“-Gemeinschaftsverzeichnis.
Während meiner 12 Tage Berlin habe ich meine Dauerkrise aber auch relativiert. Es gab ja noch andere Faktoren, die zu meiner Krise geführt haben könnten. Vielleicht wäre die richtige Schlussfolgerung einfach nur gewesen: Auf dem Land gefällt es mir besser als in der Stadt. Ohne gleich die ganze Gesellschaft an den Pranger zu stellen.
Oder:
Selbstbestimmt zu Hause arbeiten ist besser als den ganzen Tag in einem stickigen Messegebäude herumzustehen – kein Wunder, dass du dich abends schlecht fühlst (ist halt ein Job).
Es gilt also, sorgfältig auseinanderzuklamüsern, was Gemeinschaft ist und was gut daran ist, und wie sie funktionieren kann und wie nicht. Um gleich mal auf Newtopia einzugehen: Eine möglichst krawallträchtige Gruppe auszuwählen und in regelmäßigen Abständen eine*n rauszuschmeißen – das leuchtet einem Kindergartenkind ein, dass das nicht klappt. Oder dass es zu völlig überflüssigen Konflikten führt. Es ist also eine Unverschämtheit, wenn Sat1 sein Programm als Utopieversuch verkauft. Glatte Werbelüge. Das ist ein Versuch, bei dem aus 15 Komponenten nicht etwa eine wunderbare Substanz herauskommen soll, sondern ein Versuch, bei dem viel Rauch, vielleicht sogar Feuer, am besten eine Explosion entstehen soll.
Dabei wäre es aufregend genug, 15 Menschen zu beobachten, die es zusammen versuchen wollen und die sich höchstens nach gemeinsamen Entscheidungen gegenseitig voneinander verabschieden können. Das Lustige: Das wäre schon aufregend genug. Wahrscheinlich sogar fürs Privatfernsehen.
Denn auch, wenn ich die Fernsehvariante albern finde, sage ich keinesfalls, dass echte Gemeinschaft besonders einfach ist. Ich glaube: Gemeinschaft als Lebensform, als Kultur, ist noch lange nicht fertig entwickelt. Da gibt es noch viel zu verbessern, zu begreifen, zu entwickeln. Das fände ich spannend, wenn ein paar Leute es wirklich versuchen würden – und alle schauen zu und stellen fest, dass da Probleme auftauchen, die sie selber auch hätten, wenn sie in Gemeinschaft leben würden.
Lieber Micha,
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Idee! Das macht meinen Tag grade ein bisschen schöner. Und es ist ja eine gute Gelegenheit andere Menschen an der Gemeinschaftsidee teilhaben zu lassen.
Es gibt ja im weltweiten Netz ähnlich viel Schrott wie im Fernsehen. Daher ist es immer schön, eine der seltenen Oasen zu entdecken, wo es sich lohnt ein wenig zu verweilen.
Ich wünsch dir viele Leser, die sich auch zu erkennen geben und konstruktiv und kritisch kommentieren – ich bin auf jeden Fall dabei.
Lieber Gruß,
Wolfgang
Super Micha,
ich mache mit.
Mein Traum ist es schon lange, dass es auf diesem Planeten nur noch Gemeinsschaften gibt, kleine und große, die sich z.B. nach Commitments verhalten, wie wir sie im Ökodorf zumindest auf dem Papier stehen haben. Daran weiter Entwicklungsarbeit zu machen, ist genau das, was ich will.
Mehr dazu später.
herzlich
Sancho Dieter Federlein
ahem…..was soll ich dazu kommentieren, ist ja noch nciht viel zu sehen….der text ist gut, finde ich.
ich hatte dich ja neulich gefragt, ob die Seite immer noch so aussieht wie früher….ein bisschen schon, denn dieses Orange und das eurotopia-logo sind immer noch gleich. Es passt irgendwie aber gar nicht zum rest und spielt auch im Buch keine Rolle. Irgendwie finde ich also die Seite nicht besonders ansprechend vom Aussehen. das mit den 3 Blocks_ Shop-Gemeinschaften-english das sieht ganz gut aus.
das mit dem Blog ansich finde ich interressant.
Gruß
Julia
Danke, interessante Feststellung, dass das Buch und die Website vom Aussehen her nicht viel gemeinsam haben. eurotopia.de ist für mich immer orange. Aber tatsächlich sieht sie nicht mehr so aus wie früher, schaut mal hier: https://web.archive.org/web/20000824060612/http://www.eurotopia.de/ :-).
Natürlich kommt es jetzt vor allem auf den Text an. Was gibt es dazu zu sagen? Ergänzungen, Richtigstellungen, weitere Vorschläge?
Hallo Micha,
schön wieder mal von dir zu lesen. Es macht mir richtig Freude, mitzuerleben, wie du dich, deine Gemeinschaft und die Welt siehst. Ich bin tatsächlich dabei ein richtiger Fan von dir zu werden.
Claudia
Ja danke! Der erste Kommentar war wohlwollend, toll, wie im Forum. Jetzt darf es gern auch kritisch und/oder inhaltlich werden 🙂