Fortsetzung vom letzten Beitrag
Was will ich also für ein Ökodorf?
Ich sammle jetzt meine Kriterien und rufe dazu auf, weitere zu nennen (unten im Beitrag gibt es ja die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlassen). Möglichst genau formuliert und definiert; ich stelle mir ein Treffen vor, bei dem die Mitglieder einer beliebigen Gemeinschaftsgruppe (oder eben der Siebenlindener Gemeinschaft) in einem großen Kreis zusammenkommen und bei den Kriterien, die für sie jeweils auch wichtig sind, in die Mitte gehen. Je wichtiger das Kriterium für sie, desto weiter in die Mitte.
Ich will ein Ökodorf, in dem ich Zeit und die Möglichkeit habe, mitzugestalten.
Für die Zeit bin ich wahrscheinlich selbst verantwortlich – bleibt das Kriterium der Mitgestaltungsmöglichkeit.
Für mich macht es ganz viel von der Attraktivität Sieben Lindens aus, auf einem abgeschlossenen Raum die Entwicklung mitgestalten zu können. In einem Rahmen (max. 300 Leute), in dem auch hinterfragt werden kann, wie wir miteinander umgehen.
Ich will Entscheidungen treffen dürfen und die Konsequenzen dieser Entscheidungen mittragen.
Ich will nicht die Ohn-Macht des von einem System Regierten***.
Auch, wenn wir natürlich auch bundesdeutschen Gesetzen unterliegen und für unseren Lebensstil tatsächlich auch keine übertreten müssen, macht es doch unglaublich viel aus, dass wir als Gemeinschaft unser Land, unsere Infrastruktur und unsere Räume selbst verwalten.
Nennen wir das Kriterium also Selbstverwaltung – da ist dann vielleicht noch ein bisschen mehr der politische Aspekt drin als im Wort „Selbstbestimmung“.
Ich will ein Ökodorf, in dem ich über unser Leben reflektieren, reden und schreiben darf. Über das, was gut läuft und auch über das, was wir noch nicht so gut machen. Über unsere Probleme. Ich will ein transparentes Experiment, in dem wir uns das, wo wir zu scheitern scheinen, besonders genau ansehen. Ich will hier üben, untersuchen und lernen, wie Menschen gut miteinander klarkommen. Als Nachbar*innen, als Arbeits- und als Sozialpartner*innen.
Dieses Kriterium ist schon ein ziemlich scharfes, denn es gibt ganz klar Leute in Sieben Linden, die das nicht wollen. Die es unangenehm finden, wenn ihre Konflikte angesprochen oder sogar zur Schau gestellt werden. Die eher öffentlichkeitsscheu sind.
Ich bin überzeugt davon, dass das einen Großteil unserer Besonderheit ausmacht. Dass wir uns „reinreden lassen“. Man könnte es auch als „Möglichkeiten zum Wachsen geben“ bezeichnen.
Ich nenne dieses Kriterium Transparenz, bin aber nicht sicher, ob das ein guter Begriff dafür ist. Ich will nicht nur auf etwaige Probleme draufschauen können, ich wünsche mir auch die Lust darauf, bessere Kommunikation/Umgangsformen/Kultur zu erfinden. „Kulturelle Innovation“ klingt auch gut, enthält aber nicht das, was für viele ein Problem ist, nämlich genau das „sich-in-die-Karten-gucken-lassen“. Ich bleibe also erst mal bei Transparenz.
Wie soll ich das nennen, dass ich hier nachhaltig leben will?
Ich will so leben, dass ich nicht zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beitrage.
Ich will nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.
Was ist das für ein Kriterium? „Ökologisch Leben“ ist viel zu schwammig und hat dazu geführt, dass es überhaupt keinen Konsens unter den Bewohner*innen mehr darüber gibt. Während hier Menschen zuziehen wollen, die Toiletten in Innenraum schon zum Luxus zählen und ausschließlich mit dem Fahrrad fahren, fliegen andere in den Urlaub. Während ich das schreibe, macht eine Mitbewohner*in mit Kind und Freund Flug-Urlaub in Griechenland. Zwei anderer Mitbewohner haben für dasselbe Reiseziel letzten Monat eine strapaziöse und teure Zugfahrt auf sich genommen.
Was ist mir daran wichtig? Was stört mich an den Ökosauereien meiner Mitbewohner*innen? Was hat das damit zu tun, dass Sieben Linden „besonders“ bleiben soll?
Ich glaube, ein klares Kriterium wäre hilfreich, das wir dann als Orientierung verwenden könnten. Eine Idee, schon mal erwähnt in diesem Blog: „Wir übertreten als Gemeinschaft nicht den uns zustehenden ökologischen Fußabdruck“ (siehe „Das ‚Öko‘ in Ökodorf“).
Leider ist es ganz furchtbar kompliziert, die ökologischen Folgen des eigenen Handelns zu errechnen.
Wir brauchen dringend eine gute Definition für unsere gemeinschaftlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit.
Uff, das war jetzt schon mentale Knochenarbeit, diese drei Kriterien herauszuschälen. Ich bitte jetzt um Mithilfe, diese zu verbessern und weitere hinzuzufügen. Das können sich ja auch Menschen ausdenken, die selbst nicht in Gemeinschaft leben. Was wäre dein Kriterium für ein gutes Leben in 20 Jahren?
Gutes Essen
Krisensicherheit
Warme Häuser
Genügend Zärtlichkeit
Gut organisierte Alten-/Krankenpflege
In-der-Welt-herumkommen (siehe auch „Nachhaltigkeit“)
Das sind jedenfalls alles nachvollziehbare Bedürfnisse. Aber die in klare Kriterien für eine Gesellschaft (und sei sie so klein wie das Ökodorfprojekt Sieben Linden) zu packen, das ist eine Herausforderung.
Um für heute abzuschließen: Dass ab und zu jemand mit dem Auto nach Sieben Linden fährt, oder dass meine nächsten Mitbewohner*innen trotz gegenteiliger Gemeinschaftsvereinbarungen ein Funktelefon nutzen – das sind Dinge, die mich im Alltag beschäftigen. Sie sind den Kriterien, die hier gefunden werden wollen, aber klar untergeordnet. Wenn es nur einen Konsens über die zwei zuerst formulierten Kriterien gäbe (Selbstverwaltung und Transparenz), müsste die Bereitschaft da sein, über diese Dinge konstruktiv zu sprechen.
***Aua, Wortfindungsschwierigkeiten!
Wie nennt man: „jemand vom System Regierten“? Ich meine damit den/die Bürger*in, der/die nicht im Ökodorf das Gefühl hat, sein/ihr Leben selbst zu bestimmen, sondern seine politische Mitbestimmung nur durch Wahl oder Demonstration oder Protestbrief zum Ausdruck bringt. Äh, ja, Entschuldigung, damit fühlen sich wahrscheinlich 98 % meiner Leser*innen geringschätzt, aber so meine ich das nicht, ich versuche nur zu beschreiben, wie es sich aus meinem Leben im Ökodorf heraus darstellt, nicht dieses Gefühl von Mitbestimmung zu haben, das ich – bei allem damit verbundenen Stress – habe. Deshalb hätte ich ja auch gern ein anderes Wort dafür. Was bist du, wenn du nicht in Gemeinschaft wohnst, sag du es mir? Gesellschaftsbürger*in? Oder was?
Hallo Micha, alle,
Das folgende Kriterium finde ich persönlich sehr, sehr wichtig und sehr gut für Lebensgemeinschaften:
<>
Ich war als Kind in der Ecole d’Humanité (www.ecole.ch), die ehemalige „Schule der Menschheit“ von Paul Geheeb (der auch die Odenwald-Schule gegründet hat). Paul Geheeb wollte primär nicht die Schule reformieren (er wird als „Reformpädagoge“ bezeichnet / falsch dargestellt) sondern er wollte primär die Welt, die Menschheit ändern. Die Erziehung und Ausbildung der nächsten Generation war ihm dazu nur das Mittel zum Zweck. Er wollte eigentlich und primär dass die Menschen ganz ähnlich wie Ihr in Sieben Linden wieder in Gemeinschaften leben, in denen jeder jeden kennt und die Gemeinschaft gepflegt wird indem möglichst viel zusammen, gemeinsam gemacht wird. Das wollte er den Menschen in seinen Schulen (unter anderem) beibringen. Das hat er dann an seinen Schulen, eben auch der Ecole versucht möglichst gut und vorbildhaft umzusetzen. Die Ecole d’Humanité war demnach eben genau das auch: Ein dauerndes Experiment von ihm, eine möglichst gute, art- oder menschengerechte Lebensgemeinschaft zu schaffen, mit allen dafür nötigen Strukturen, Organisationsformen, usw., usw., in der Menschen ihre Individualität und Unterschiede, ihre Diversität möglichst gut entfalten und sich selbst sein können. Und dabei möglicht gut miteinander auskommen, die Gemeinschaft pflegen, miteinander arbeiten statt gegeneinander, zusammen statt Konkurrenz wie im Mainstream / Rest der Gesellschaft. Das ist nicht trivial, selbstverständlich oder einfach!
Auch er glaubte an Transparenz. So gab es an der Ecole beispielsweise die „Schuldgemeinde“ in welcher alle, auch alle Schüler über alle Probleme der Schule und in der Gemeinschaft mitreden und mitdiskutieren konnten. Ich halte das für enorm wichtig, dass über Probleme transparent gesprochen wird. Fehler zugeben, auch die einer Gemeinschaft, ist etwas das Menschen lernen müssen. Das kommt nicht von Haus aus. Es ist eine Kultur die aktiv gepflegt werden will und muss. Es ist enorm wichtig. Für mich bedeutet das *alles*, wirklich alles. Auch gerade um die Gemeinschaft zu pflegen. Denn nur durch Zusammenwohnen allein entsteht noch keine echte oder gute Gemeinschaft. – Siehe anonyme Vorstadtsiedlungen…
Ich glaube Du hast einen ziemlich guten Blick / Gefühl dafür, was wichtig für gute Gemeinschaften ist. Vielleicht gar nicht halb falsch dass Du im Moment Vorstand bist. Wenn Du nicht weiter weisst, empfehle ich Dir, beschäftige Dich mit anderen Gemeinschaften oder gerade auch mit Paul Geheeb und dessen lebenslangen Experimenten mit Gemeinschaft und zur Verbesserung von (seinen) Gemeinschaft(en). Es gibt ein paar gute Bücher dazu. Sein Leben und seine Äusserungen gefallen Dir vielleicht auch. 🙂
LG, Mark
Na super: Das Zitat hats mir rausgeschnitten: Hier ist es:
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Ich will ein Ökodorf, in dem ich über unser Leben reflektieren, reden und schreiben darf. Über das, was gut läuft und auch über das, was wir noch nicht so gut machen. Über unsere Probleme. Ich will ein transparentes Experiment, in dem wir uns das, wo wir zu scheitern scheinen, besonders genau ansehen. Ich will hier üben, untersuchen und lernen, wie Menschen gut miteinander klarkommen. Als Nachbar*innen, als Arbeits- und als Sozialpartner*innen.
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Zu der letzten Frage: Ich bin und bleibe deutscher Staatsbürger, das Grundgesetz sowie dessen jüdisch-christliche Grundlage ernst nehmen und – soweit mir möglich- das auch lebe. Wenn man diese Grundlage in den Mittelpunkt stellt und als Maßstab nimmt hat jeder automatisch seine Rechte aber auch Pflichten. Egoismus, der nur sich selbst verwirklichen will bleibt hier weg, solche Leute kommen schon gar nicht. Auch hier werden ein Grossteil der Genderbewegten mit Entsetzten sich abwenden. Recht so!
Wie nennt man, „jemand vom System Regierten“?
Kommt aufs System an. In der Regel nennt man sie….
arme Schlucker!
Hallo und guten Tag,
viele Jahre verbrachte ich auf der Wanderschaft – von wwoofer Host zu wwoofer host.
Grundlage aller Gemeinschaften ist ein Stück Land (Bauernhof), und schon haben wir es mit der Rechtsform zu tun.
Der Staat will EINE(N) juristisch verantwortliche(n). – Und dieser bezahlt die Steuern.
Wählt man eine andere Rechtsform (Genossenschaft, z.B.), ist es im Prinzip genauso:
IRGENDJEMAND ist verantwortlich, und muß sagen können, was notwendig ist, zu tun.
Wenn jetzt alle machen, was sie wollen, dann kommt meistens nicht genug Geld auf, um die Rechnungen zu bezahlen.
So what?
Bei Fragen antworte ich gerne. Bin selber auf der Suche nach einem Ort für den Lebensabend.
Gruß
Rico
Hallo Rico – ich verstehe deine Frage nicht so ganz. Klar, die Gemeinschaft in ihrer gewählten Rechtsform ist verantwortlich – sich selbst ihren Nachbarn, ihren Gästen, dem Staat gegenüber. Und es können nicht alle machen, was sie wollen, sondern sie müssen sich einigen, um als Gemeinschaft zu funktionieren. Das ist aber doch nichts Neues…? 🙂
Micha
Hallo,
erst mal vielen Dank für Deine offenen Beiträge – und überhaupt Euch dafür, dass Ihr dies „Experiment“ lebt und andere an Euren Erfahrungen teilhaben lasst!
Mich beschäftigt schon länger und immer wieder die Frage, ob ich irgend etwas in der Art auch versuchen kann und will … und wenn ja, was mir am dabei besonders wichtig wäre – also Deine Frage nach den Kriterien.
Die genannten finde ich sehr stimmig.
Ebenso die Überlegungen, wie wichtig letztlich Vereinbarungen über „untergeordnete“ (wer ordnet unter und wer über…) Themen sind. Dies leitet bereits über zu einer Kategorie – oder sind es sogar zwei – die mir spontan auch ganz wichtig scheinen:
1) Der Stellenwert und die Art von Freiheit oder Erfüllung – auch ich suche noch nach den passenden Begriffen und Zusammenhängen… -, die ich in einer solchen Gemeinschaft finde, würde für mich ein große Rolle spielen. Selbstverwaltung hat viel damit zu tun. Aber das, was ich ersehne, geht über das Gefühl „nicht regiert zu werden“ hinaus. Fremdbestimmt können wir auf viele Weise sein (letztlich auch durch Ideen, die sich dann zu Dogmen verfestigt haben…)
Du schreibst: für die Zeit, die Du zum Mitgestalten findest, bist Du wohl selbst verantwortlich. Aber ganz so ist es ja eben nicht! Die Rahmenbedingungen spielen eine große Rolle. Welche Aufgaben gibt es, und wer übernimmt wie viel davon. Wie viel Aufwand kostet mich das, was ich zum Leben brauche (oder meine zu brauchen)? Und was sonst verlangt „die Gemeinschaft“ von mir?
Wie sehr kann ich das tun, was mir wirklich liegt und wozu ich mich berufen fühle? Es kann nicht jede(r) nur tun, was er/sie will – aber doch sollte es möglich sein, das zu tun, was ich will und kann und wobei ich mich wohl fühle. Ich möchte nicht vor lauter Sehnsucht „gut zu leben“ in einem „Hamsterrad“ enden. Also: Bleibt bei allem Streben nach Nachhaltigkeit und Vorbildlichkeit, nach Gutem und vielleicht sogar Besonderem genug Zeit für Muße und Genuss? Kann ich meinen Teil der Arbeit so machen, dass er mich und andere erfüllt und versorgt, ohne dabei permanent in Stress zu geraten?
Und – entweder ist es einfach nur die Kehrseite des eben Geschriebenen, oder aber etwas zweites: Es müsste auch ein Kriterium das „Aufeinander-Bezogensein“ qualifizieren.
Ich möchte mich beispielsweise nicht nur nachhaltig in Bezug auf die Erde verhalten, sondern auch fair (gerecht? großzügig? liebevoll? …) gegenüber andern. Weder will ich, dass irgendjemand (ich oder auch andere) ständig berechnet oder sich rechtfertigen muss, ob die Lasten auch gleich verteilt sind (und ich weiß dass Menschen sehr unterschiedlich sind und unterschiedliches leisten können) – noch mag ich mich ausgenutzt fühlen oder andere ausnutzen …
Und von der Gegenseitigkeit abgesehen: Welche sozialen Werte und Strukturen sind bestimmend für das Miteinander? Was brauchen wir um uns als Gemeinschaft wohl und beisammen zu fühlen – und was brauche ich wiederum als Individuum um auch bei mir und frei zu sein.
Meine Ausführungen sind wohl noch sehr „schwammig“ und unausgegoren – aber vielleicht fällt Euch trotzdem schon was dazu ein. Das würde mich interessieren!
Hallo, danke fürs Mitdenken. Ist ja schon eine Weile her, dass ich mir die Gedanken in diesem Beitrag gemacht habe und ich komm da jetzt nicht so ohne weiteres wieder rein. Ich habe das auch so verinnerlicht, dass ich auch innerhalb einer Gemeinschaft für mein Wohlbefinden, meine Ruhezeiten und für sinnvolle „Freizeitgestaltung“ selbst verantwortlich bin, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, das als Kriterium zu listen. Ist aber auf jeden Fall wichtig, zumindest die Freiheit, sich um die Erfüllung seines ganz persönlichen Glücks kümmern zu dürfen, in ein Kriterium zu gießen. Haben die alten Amis auch gemacht „the pursuit of happiness“ ist doch auch als eine Art Grundrecht in der US-Constitution festgelegt, oder nicht?
Und das „Aufeinander-Bezogensein“, ha, ja, das lässt sich wohl nicht so leicht verordnen, oder :-)?
Also ich möchte nicht in einem Ökodorf leben in dem Menschen sich gegenseitig kritisieren weil jemand eine Flugreise gemacht hat. – Ja es ist gut sich zu bemühen so wenig wie möglich die Erde zu schädigen. Das in 7 Linden schonmal 100 % des Essens ohne Plastikverpackung kommt und ökologisch ist ist schon mal ein sehr wichtiger Punkt finde ich. – Was das Reisen betrifft so ist es auch schwierig manche Länder anders als durch die Luft zu erreichen und nur an einem Ort zu leben ist nicht jedermans Sache. – Mir fehlt in sieben Linden der spirituelle Aspekt. Das Dorf wurde ja als Ökologisch gegründet und ich würde gerne in einem Projekt leben das die Spiritualität an erster Stelle hat, ohne fanatisch oder zu dogmatisch zu sein. Spiritualität damit meine ich Wachheit Bewußtheit und ein liebevoller Umgang miteinander und das beinhaltet auch den respektvollen Umgang mit Ressourcen. – Ich wünsche mir eine Art des offenen transparenten Umgangs miteinander Angstfrei zu seinen Fehlern stehen zu können und die Bereitschaft der Menschen diese zu vergeben. Daran zu arbeiten gemeinsam sich bewußt zu machen wann wir jemanden beurteilen und verurteilen und wie wir das verändern können und liebevoller sein können. Das es Theaterspiel gibt an dem viele aus der Gemeinschaft teilnehmen. Das überhaupt das Spielen einen großen Raum einnimmt die Freude der Spaß. Die Kunst,das Gestalten und die Schönheit überall auf dem Gelände sollten sie vertreten sein und sichtbar. Es sollte angelegte Beete mit Blumen geben, denn Schönheit ist wichtig für die Seele um Glücklich zu sein. – Und es ist wichtig das eine Gemeinschaft Ziele klar formuliert damit sich Gleichgesinnte finden und das Zusammenleben besser und leichter gelingt. Das Beispiel von Micha zeigt, das ein schwammiger Begriff dann dazu führt, das die Menschen nicht mehr an einem Strang ziehen. Ich beobachtete in all den Jahren in denen ich mich mit Gemeinschaft beschäftigte das die Gemeinschaften die lange hielten diejenigen waren die klare Ziele hatten auf die ihre Mitglieder sich ausrichteten. – Jedoch leben wir in einer Zeit wo Freiheit wichtig ist und wir uns aus so einer dogmatischen Enge herausbewegen…..wie also können wir in Freiheit leben miteinander und ohne zu enge Grenzen und doch mit etwas das uns zusammenhält? Vielleicht ist die Ausrichtungen: liebevoll achtsam und offen mit all der Vielschichtigkeit und Andersartigkeit zusammen zu leben und im großen und ganzen ökologisch leben zu wollen und darin auch mal Ausnahmen zuzulassen ohne sich gleich maßlos aufzuregen als ginge die Welt davon unter.
Ja, was bin ich?
Schwierige Frage! Eine regierte, eine dirigierte, eine oft auch passive, eine sich prinzipiell in unserer Demokratie wohl-, oft aber hilflos fühlende Person, wenn es darum geht, die Dinge, mit denen ich mich nicht wohlfühle, zu ändern. Ich habe auch kein treffendes einzelnes Wort dafür.
Und was würden für mich Kriterien sein?
Ich weiß es nicht, bisher gibt es da nur ein Bauchgefühl, das ich nicht klar artikulieren kann.
Danke für Deine Berichte und Überlegungen hier, die bringen mich zum denken und auch-überlegen!
Die Trennlinie bei dem „nachhaltig leben“ – von Anbeginn des Ökodorfs ein heißes Diskussions-Thema, was ist da noch okay bei uns in Sieben Linden?
Und ich finde es gut, dass es da über den Konsens hinaus:
eine Freiheit gibt, selbst zu definieren, was für uns ökologisch und nachhaltig ist. Dass es da keine Vorschriften und kein Dogma gibt. Wir sind bewusst ein Projekt der „Einheit in der Vielfalt“. Und ich finde es gut, dass dies immer mal wieder auch die Grenzen der Vielfalt „auf den Tisch kommt“ und diskutiert werden. Es braucht da auch bei uns immer wieder „Bewusstseinsbildung“.
Auch Zugfahrten nach Griechenland sind übrigens alles andere als ökologisch, der ökologische Fußabdruck von Reisen insgesamt ist sehr fraglich, und da kommt dann aber der Punkt, wo wir alle vor zuviel Radikalität zurückschrecken: Wären wir ein Dorf, wo einfach alle immer zuhause bleiben und nicht so viel reisen, von anderen Projekten lernen, in anderen Projekte mitarbeiten oder dort unsere Impulse einbringen, und am besten auch unsere alten Freunde nie mehr besuchen, dann wäre unser ökologischer Fußabdruck sehr viel besser. Wollen wir das wirklich? Ich nicht.
Und wie oft kann jemand in Urlaub nach Griechenland fliegen, bis sie den Fußabdruck von Deiner USA-Tour vor ein paar Jahren übertroffen haben, Micha?
Ein ziemlich weiser Mensch hat vor 2000 Jahren mal gesagt: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“
„Ich will so leben, dass ich nicht zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beitrage.
Ich will nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.“
Für mich persönlich trifft es diese Definition recht gut. Es beeinhaltet leben in Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Permakultur, Selbstversorgung, Selbstverwaltung usw.
Alles Dinge, die mich interessieren, aber die ich alleine, außerhalb einer Gemeinschaft, nur schwer umsetzen kann.
Gerade die Tatsache, dass es hier so unterschiedliche Ausrichtungen, Schwerpunkte usw gibt, macht diesen Ort für mich interessant.
Was hier alles nicht so gut läuft – diesen Einblick bekommt man vermutlich eher, wenn man länger dabei ist und die Strukturen besser durchschaut. Für mich als Probezeitler fallen ersteinmal die Dinge auf, die (scheinbar?) funktionieren und das ist schon beeindruckend. Für mich persönlich hat Kunst und Kultur einen hohen Stellenwert, weil es der Bereich ist, wo ich meine Kreativität, meine Fähigkeiten am besten einbringen kann. Im Laufe der Zeit entdecke ich vielleicht noch andere Schwerpunkte / Arbeitsbereiche.
Den Umgang untereinander finde ich als Neuling schon bemerkenswert positiv. Keiner kann IMMER achtsam und gewaltfrei kommunizieren, wir sind halt Menschen mit Fehlern, schlechter und guter Laune usw. Also, soweit ich das beurteilen kann, ist die Gemeinschaft, alles in allem, auf einem guten Weg.
Andreas K.