In einer relevanten Intensität lassen sich die Vorteile von Gemeinschaft (siehe Ist Gemeinschaft wichtig?) wahrscheinlich wirklich nur dadurch erreichen, dass Menschen als Nachbarn, die sich kennen und respektieren, zusammenleben. Das ist natürlich die größte Hürde an Gemeinschaft: Ich kann sie nicht einfach runterladen und installieren. Mist. Ich kann sie auch nicht kaufen und als Label auf meiner Schultertasche herumtragen. Ich kann sie vielleicht in den Ferien erleben – aber dann nicht mehr zurückkommen, wenn die Ferien vorbei sind???
Ich habe da leicht reden, ich wohne seit 2007 in einer Gemeinschaft und hatte/habe auch noch große Lust darauf, auf dem Land zu leben. Ich mag gar nicht mehr in der Stadt sein. Den allermeisten Leser*innen wird es anders gehen.
Immerhin versuche ich mit dem Begriff des kooperativen Miteinanders, die Qualität der neuen Kultur zu schildern und mich nicht darauf festzulegen, dass die Menschen jetzt in Ökodörfer umsiedeln sollten. Und das „kooperative Miteinander“ versuche ich möglichst offen zu denken. Das kann zum Beispiel auch in der Stadt passieren, in einem Hausprojekt oder einem gemeinschaftlich organisierten Straßenzug vielleicht…?
Ich meine mit gemeinschaftlicher Kultur selbst im Ökodorf nicht unbedingt ständige gemeinsame Mahlzeiten, vielleicht noch nicht mal sehr häufige gemeinsame Veranstaltungen. Aber ich meine ein Miteinander, in dem Entscheidungen über die Gestaltung der Umwelt und des Lebens ein Stück weit gemeinsam getroffen werden. Ich meine eine Offenheit dafür, dass meine Mitmenschen wichtige Entscheidungen mit mir zusammen treffen.
Natürlich ist das eigentlich die Theorie von einem demokratischen Staat. Ein funktionierendes kooperatives Miteinander bedeutet aber wohl, dass die Menge der Menschen, die so eine Gruppe ausmachen, begrenzter ist als viele Millionen. Beim Staat hat doch keine*r hat das Gefühl, mitbestimmen zu können, obwohl ja theoretisch alle mitmachen können (ich bin mir ziemlich sicher, dass auch eine Erleichterung von Volksabstimmungen oder Online-Wahlen oder was es da noch für radikale Reformvorschläge gibt nichts daran ändern würden, dass es in einem Staat keine echte Selbstbestimmung der Bewohner*innen geben wird – viel zu groß).
In Gemeinschaft funktioniert das dagegen, da gibt es ganz offensichtlich und nachweisbar das Gefühl, die unmittelbare Umwelt selbst mit zu gestalten. Das funktioniert vielleicht sogar zu gut: Es ist nämlich anstrengend, ständig überall mitreden zu müssen (oder auch nur zu wollen). Davon wird der übernächste Beitrag handeln.
Foto: Brainstorm für die Dorfplatzgestaltung, im Vordergrund: Ein Springbrunnenentwurf 🙂