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Liebe Unterstützer*innen und Interessierte,
na, da hab ich mir ja ein Ei gelegt. Möglichkeit zur Unterstützung geschaffen und vollmundig erklärt, dass ich mit genügend Unterstützungs/Vorbestellungsgeld versuchen werde, den Film noch ein Stück besser zu machen – und prompt 3198 Euro eingenommen – hoppla, heute sind es schon wieder 66 mehr. Davon muss ich zwar auch viele DVD und BluRay produzieren, aber da bleibt auf jeden Fall was übrig, mit dem ich jetzt arbeiten kann: Da habe ich keine Entschuldigung mehr, es nicht zu tun.
Es wäre jetzt eigentlich doch ganz bequem gewesen, die aktuelle Fassung festzuklopfen und an die Arbeiten zu gehen, die nach dem Schnitt stehen: Tonmischung (Lautstärke regulieren, Hintergrundgeräusche justieren, Tonüberblendungen perfektionieren), Farbkorrektur (Helligkeit und Farbe aneinander anpassen), mit dem Komponisten wohldosiert etwas Musik nutzen, um das Filmerlebnis „rund“ zu machen.
Aber gestern, als ich hier noch ein bisschen am Text gearbeitet und da noch am Schnitt gebastelt habe, wurde mir klar, dass es wahrscheinlich wirklich schlau (wenn auch nicht besonders angenehm) wäre, mich jetzt nochmal mit jemandem über die Schnittfassung zu streiten: Mir anzuhören, was vielleicht noch anders, kürzer, länger, schneller oder rausgeschnitten werden könnte und verteidigen zu müssen, was ich fabriziert habe. Das ist halt nicht ungefährlich: Eine neue Kreativer hat wieder grundsätzlich eigene Ideen, und ich will nicht ganz von vorne anfangen. Ich will den Film bald zeigen. Und die wenigen, die meine Rohschnitte sehen dürfen, zeigen sich sehr angetan von dem, was schon „fertig“ ist: Einer schrieb mir: „Ich finde die neue Version soooo gut gelungen!!! Ich hoffe, dass sich nicht mehr viel daran ändert.“ Da ist doch verständlich, dass ich mich auf solchen Lorbeeren auch gern ausruhen würde, oder?
Aber das Werk soll ja Bestand haben, und die Erfahrung zeigt, dass gute kreative Entscheidungen auch ein bisschen Diskussion darum gut vertragen. Beziehungsweise: nach so einer Diskussion weiß ich selbst besser, was ich trotzdem so und so lassen will.
Da ihr offensichtlich einen tollen Film wollt und euch auch nicht egal ist, was ich da irgendwann raushaue, bin ich also dabei, nochmal auf Cutter*innen und Produktionsfirmen zuzugehen (ebenfalls mit erster guter Resonanz). Ich hoffe, in der ersten Juniwoche in irgendeinem Schnittraum (wahrscheinlich in Berlin) mit irgendeinem völlig Unbeteiligten, aber fähigen Schnittmenschen zu sitzen und darum zu ringen, dass unser Film nicht nur kein richtig schlechter, sondern sogar ein ziemlich guter wird.
Und natürlich, Spaß beiseite: Ich bin total dankbar über eure Unterstützung und über diese Dynamik, die das Crowdfunding mit sich bringt, die mich mitreißt und die ich mir natürlich auch erhofft habe.
Ansonsten: Ich habe den aktuellen Rohschnitt nach Absprache mit den Veranstaltern einfach mal beim Festival des deutschen Films eingereicht (Ludwigshafen) – ich vermute, dass „Kein richtig falsches Leben“ nicht perfekt da reinpasst und auf einem spezialisierten Umweltfilmfestival besser aufgehoben ist, aber heute war dort die Deadline, im Sommer findet das Festival statt, und versuchen kann ich es doch. Auf Nachfrage wurde ich ermutigt, auch eine unfertige Rohschnittfassung einzureichen. Beim „Greenmotions-Filmfestival“ (November) habe ich das schon vor ein paar Wochen gemach. In den nächsten Wochen sind noch einige andere Festivaldeadlines, zu denen ich einreichen werde. Die Antworten werden darüber entscheiden, ob der Film dort seine Premiere feiert, oder ob ich im Sommer selbst was auf die Beine stelle.
Vorgestern musste ich übrigens einen wichtigen Darsteller (besser: Protagonisten) des Films überzeugen, mir doch nicht zu verbieten, ihn im Film zu zeigen. Er war besorgt, dass mein Film die Organisationen in Sieben Linden in zu schlechtem Licht darstellt. Zugegeben, ich habe da was gefilmt, was kein Beispiel für perfekte Organisation ist. Aber dann wird im Film auch angesprochen, dass perfekt organisierte Konzerne, die so viel effektiver sind als wir in unserem Ökodorf, auch leider sehr effektiv darin sind, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Ich bin zuversichtlich, dass man den Gemeinschaften ihre gelegentliche Verpeiltheit verzeihen kann, wenn sie dafür vormachen, wie mit viel weniger Verbrauch und Zerstörung auch gut (manchmal sogar besser?) gelebt werden kann…
Es ist übrigens gelungen, die erwähnte Person hat eingewilligt, im Film zu verbleiben.
SPANNEND!!!
Ich melde mich wieder…
Micha