Den letzten Eintrag hat Eva sinngemäß so kommentiert:
Und wenn ‚Gemeinschaft‘ in den Gruppen von Menschen, die etwas zu ändern versuchen, funktioniert, dann hat die Initiative eine ungeheure Kraft … wenn nicht, dann versandet sie nach und nach.
Danke für den Kommentar.
Genau – eine Kultur von kooperativem Miteinander ist die Grundlage für effektives gemeinsames Handeln von Menschen. Es ist ernüchternd zu erleben, wie eigentlich ‚gleich gesinnte‘ Menschen zusammen nichts auf die Reihe kriegen und sich in Streitereien und verletztem Stolz verlieren, wenn sie nicht achtsam und respektvoll miteinander umgehen können (ich vermute, dass sich die Sat1-Redakteure schon händereibend darauf freuen, dass das ihren Kandidaten auch so geht). Sollte man eigentlich schon als Kind und dann in der Schule lernen… Aber die Message des kulturellen Mainstreams ist doch eher „sei dein eigener Held“ oder so was… „Verschwende deine Zeit nicht mit langweiligen Diskussionen“.
Ich würde meine Zeit auch nicht gern mit langweiligen Diskussionen verschwenden, aber meiner Erfahrung nach führt beim derzeitigen Stand der menschlichen Zivilisation noch kein Weg daran vorbei, sich gegenseitig zuzuhören, ausreden zu lassen, mit Besserwisserei zurückzuhalten. Das übe ich übrigens selbst noch. Das sind aber Skills, die Teil der gemeinschaftlichen Kultur sein müssten, für die ich plädiere.
Eva hat allerdings kritisiert, was ich im letzten Posting zur Wirksamkeit von Gemeinschaften geschrieben habe. Ich habe „Gemeinschaft“ ja darauf hinuntergebrochen, dass der/die Einzelne in einer Kuktur kooperativen Miteinanders bessere Entscheidungen treffen kann. Für sie ist etwas anderes wesentlich:
Für mich bedeutet Gemeinschaft, sich immer wieder als Menschen zu sehen, und immer wieder bewusst auf die Verbundenheit zwischen den Menschen zu schauen, und aktiv an dem Miteinander zu arbeiten. Sich von Konflikten und Missstimmungen nicht zu einem Urteil hinreißen lassen, dass der/die Andere doof ist, sondern zu erkennen, dass ich da eine interessante andere Spielart des Menschseins sehe, von der ich etwas lernen kann, weil sie anders ist als ich.
Ich finde es nicht gut, wenn Du Gemeinschaft darauf reduzierst, dass man sich da gegenseitig einschränken darf/muss oder gemeinsam besonders ökologisch ist.
Ja, stimmt, Eva hat recht. Wahrscheinlich sind Gemeinschaft noch viele andere Dinge, die ich auch gerne sammle. Ich frage mich halt, was genau an Gemeinschaft gesellschaftlich wirksam sein könnte. Wir in Sieben Linden werden von besuchenden Journalistinnen ja gerne gefragt, was wir denn ihren Leser*innen zu bieten haben, die ja nicht in Ökodörfern leben, Solaranlagen, Biomeiler und Holzvergaserheizkessel installieren und in Häuser aus Holz, Lehm und Stroh ziehen können. Was Eva angemerkt hat, gehört auf jeden Fall dazu: Wenn Menschen einander verstehen und in ihrer Andersartigkeit tolerieren, dann trägt das sicher zu einer friedlicheren Welt bei, in der die Menschen nachhaltigere Entscheidungen treffen können.
wir menschen sind schon eine seltsame spezies , in ruhiger minute ist uns absolut klar , dass gemeinwohlorientertes kooperieren der schlüssel für ein nachhaltige zukunft ist , wenn uns aber jemand mit einer kritischen frage löchert , fürchten wir sogleich um unseren sozialstatus und lassen uns auf ein verbalen schlagabtausch ein ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, im moment frage ich mich gerade , warum hier in diesem forum zu diesem wichtigen thema nicht hunderte diskutieren ,,,,,,,,,,,,,
Lieber Stefan, danke für den Beitrag; ja, ich finde auch, dass hier an dieser relativ gut versteckten Stelle im Internet Hochkarätiges verhandelt wird 🙂
Nach meiner Erfahrung sind beide Aspekte grundlegend für das Leben in Gemeinschaften – der von Micha erwähnte (Wege finden, wie Entscheidungen gut gefällt werden können von einer Gruppe von Menschen) und ebenso der von Eva beschriebene (sich immer wieder darauf besinnen, dass jedes menschliche Gegenüber in all seiner Andersartigkeit nicht „komisch“ oder bedrohlich ist, sondern einen weiteren Aspekt des allgemein Menschlichen verkörpert). Die Forschung zu beiden Aspekten ist, denke ich, notwendig, um dazu beizutragen, dass Leben in Gemeinschaft mit anderen nicht (nur) ineffizient und anstrengend ist, sondern vor allem schön, bereichernd und hilfreich.