Im vorletzten Posting „Ist Gemeinschaft wichtig“ habe ich in Aussicht gestellt, dass es damit weitergeht, was „Gemeinschaft“ in der Praxis bedeutet. Kommt gleich. Ich möchte nur eben eine Pressemeldung dazwischenschieben, die ich gestern verschickt habe. Ich habe mit verschiedenen Journalisten Kontakt aufgenommen, die in letzter Zeit über „Newtopia“ geschrieben haben (siehe z.B. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik/newtopia-gesellschaftsgruendung-bei-sat1-13368853.html). Meine Mail an den Autoren dieses Artikels lautete so:
Lieber Herr Jansen,
Sie haben im Januar auf faz.net über Newtopia geschrieben. Vielleicht haben Sie vor, noch mehr über Newtopia zu schreiben? Ich bin der Herausgeber des gedruckten Verzeichnisses „eurotopia – Gemeinschaften und Ökodörfer in Europa“ und der Autor des Buches „Öko Dorf Welt“. Ich möchte gerne auf diese Bücher hinweisen, weil im Rahmen der Berichterstattung über „Newtopia“ ja auch Interesse für die real existierende Welt der Gemeinschaften geweckt werden könnte. Es handelt sich beim Newtopia-„Experiment“ ja um eine, wie wir es nennen würden, „Gemeinschaftsgründung“. Wenn auch unter denkbar schlechten Bedingungen. Sie haben ja geschrieben:
„Wer will schon eine neue Gesellschaft schaffen, in der man seine Freunde und Familie nicht sehen kann?“
Ich würde ergänzen: Wer will das tun, wenn er/sie jederzeit wieder herausgeschmissen werden kann, sich seine Mitbewohner*innen nicht aussuchen kann und dazu weder Privatsphäre noch eine langfristige Zukunftsperspektive hat.
Da gäbe es bei den echten Gemeinschaften in Sachen „Utopia“ wesentlich mehr zu entdecken – das ist jedenfalls meine Meinung. Sie als Journalist könnte interessieren, ob „Leben in Gemeinschaft“ eine ernst zu nehmende Alternative sein könnte, und wenn ja, wieso? Können Probleme gelöst oder vermieden werden, wenn Menschen ihr Leben in Gruppen organisieren und gestalten? Warum schießen solche Gemeinschaften dann nicht wie Pilze aus dem Boden?
Zwar ist wohl niemand so naiv zu glauben, allein mit dem Leben in einer solchen Gemeinschaft gleich einen wesentlichen Beitrag zur Rettung der Welt zu leisten, interessant ist aber, dass dort eine neue Kultur ausprobiert wird, die bestimmt größere Chancen auf ein nachhaltiges Zusammenleben bietet als ein kommerzielles TV-Spektakel wie „Newtopia“. In „Öko Dorf Welt“ habe ich detailliert und, wie mir rückgemeldet wird, auch kurzweilig und selbstkritisch beschrieben, was Leben in Gemeinschaft in der Praxis bedeutet. Im „eurotopia-Verzeichnis“ sind 430 Gemeinschaften in Europa gelistet, außerdem enthält es Artikel und Statistiken zum Thema.
Ich genieße das Leben in Gemeinschaft (mit meiner Partnerin, meiner Tochter, meiner pflegebedürftigen Mutter und etwa 130 weiteren Mitbewohner*innen oder Nachbar*innen), bin mir aber auch völlig bewusst über die Herausforderungen. Auch, wenn meine Mitbewohner*innen nicht auf möglichst hohes Konfliktpotenzial gecastet wurden und auch wenn nicht regelmäßig jemand hinausgeworfen wird.
Ich habe – tatsächlich ein bisschen inspiriert von Newtopia – gerade einen Blog über Gemeinschaftsleben begonnen, im Moment ist er zu finden auf www.eurotopia.de/blog (demnächst dann direkt auf eurotopia.de). Ich habe vor, die Fernsehsendung zum Anlass für weitere Postings zu nehmen (wenn es nicht allzu gräßlich wird, mir das im Fernsehen anzusehen). Ich würde mich über Ihre kurze Rückmeldung freuen, wenn Sie an dieser Seite des Utopia-Themas interessiert sind. Vielleicht lassen Sie sich von meinen Texten inspirieren oder haben Lust auf ein Interview. Natürlich stelle ich auch gerne die genannten Bücher zur Verfügung.
Weitere Infos:
http://www.eurotopia.de/wvk-d-resource.html
http://www.eurotopiaversand.de/Buch-Print/OEko-Dorf-Welt.html
http://www.siebenlinden.de
Ich würde mich wirklich freuen, von Ihnen zu hören!Mit freundlichen Grüßen
Michael Würfel
--Michael Wuerfeleurotopia…
Ich bin sehr gespannt darauf, ob und was es darauf für Reaktionen gibt… Und werde das natürlich hier teilen.